Zweite Jugend für altes Gotteshaus
Angersteiner Gedächtniskirche wird verschenkt
Hildesheim (bph) Die katholische Kirche "Zur göttlichen Vorsehung" in Angerstein wird nun doch nicht abgerissen. Das Bistum Hildesheim und die Kirchengemeinde Nörten-Hardenberg als Eigentümer schenken das Gotteshaus zum 1. Februar der Jugendinitiative Angerstein e.V.
Im Gegenzug verpflichtet sich die Jugendinitiative, das Gebäude in den kommenden Jahren aus eigenen Mitteln zu sanieren und umzubauen, ohne den Charakter des Sakralraumes zu zerstören. Es soll ein Kulturzentrum für Kinder und Jugendliche entstehen, das zugleich eine Ausstellung über "Migration und Integration" enthält. Ein Teil des bisherigen Gemeindehauses wird dauerhaft an eine private Musikschule vermietet. Über die Verwendung der ehemaligen Kirche soll ein Beirat wachen, dem unter anderem die Gemeinde Nörten-Hardenberg und verschiedene Vereine angehören.
Das Grundstück bleibt im Besitz von Bistum und Kirchengemeinde und wird an die Jugendinitiative für zunächst 99 Jahre verpachtet. Dafür zahlt die Jugendinitiative einen Erbbauzins von 100 Euro pro Jahr.
Die Kosten für Sanierung und Umbau der ehemaligen Kirche werden auf rund 150.000 Euro geschätzt. Diesen Betrag sollen die neuen Eigentümer durch eigene Mittel, öffentliche Förderung und Mieterlöse aufbringen. Außerdem werden die Mitglieder der Jugendinitiative auf der Baustelle auch selbst mit Hand anlegen.
Ursprünglich hatte das Bistum beabsichtigt, die Kirche "Zur göttlichen Vorsehung" abzureißen, weil das Gotteshaus stark sanierungsbedürftig war und nur noch selten zu Gottesdiensten genutzt wurde.
Den Grundstein der Kirche legte der damalige Bischof Heinrich Maria Janssen am 8. September 1965. Am 28. Januar 1967 wurde sie in Anwesenheit des niedersächsischen Ministerpräsidenten Dr. Diederichs geweiht. Die Kirche bekam den Status einer Filialkirche zur Pfarrei Nörten-Hardenberg. Bekannt wurde sie auch als "Gedächtniskirche für Flucht und Vertreibung". Diesen Namen verdankt sie ihrer ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte. In den 60er Jahren waren fast alle Bewohner des innerdeutschen Grenzorts Bösekendorf in den Westen geflohen und ließen sich in Angerstein bei Nörten-Hardenberg nieder, wo sie dann diese Kirche bauten.