Zuschauer haben Macht

Der NDR nimmt jede Beschwerde ernst

Hildesheim/Hannover (bph) Macht "das Fernsehen" sowieso, was es will? Zumindest nicht der Norddeutsche Rundfunk, widerspricht Edeltraud Windolph energisch. Die Botschaft der neu gewählten stellvertretenden Vorsitzenden des Landesrundfunkrates ist klar: Jede Beschwerde wird beim NDR sehr ernst genommen.

Den jetzigen Rundfunkrat des NDR, der auf einem Staatsvertrag der Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern beruht, gibt es seit zehn Jahren. Seine 58 Mitglieder sollen "gesellschaftliche, weltanschauliche und politische Organisationen" der Gesellschaft vertreten und werden von diesen Organisationen für jeweils fünf Jahre benannt. Von Anfang an war Edeltraud Windolph mit dabei. Offiziell zwar als Vertreterin der katholischen Kirche, aber dennoch auch den protestantischen Christen verpflichtet. Grund dafür ist das komplizierte Proporz-System des Rundfunkrats: Die Kirchen dürfen vier Mitglieder dorthin entsenden. Zwei der vier Staatsvertrags-Länder schicken einen Katholiken, die beiden anderen einen Protestanten. Niedersachsen entsandte bisher immer eine Katholikin – nämlich Edeltraud Windolph. Im Mai konstituierte sich der dritte Rundfunkrat und im Juni wurde Edeltraud Windolph zum ersten Mal zur stellvertretenden Vorsitzenden des Landesrundfunkrates Niedersachsen gewählt. Der Landesrundfunkrat mit Sitz in Hannover ist gewissermaßen die niedersächsische Fraktion des Rundfunkrats beim Hamburger NDR.

In ihrer Position muss Edeltraud Windolph unterschiedliche Interessen ausgleichen. "Man darf im Rundfunkrat nicht alles durch die Kirchenbrille sehen, schon gar nicht eine katholische, sondern muss die Interessen der Allgemeinheit vertreten", sagt sie mit Überzeugung. Die 59-jährige, aktive Katholikin sieht ihre Aufgabe nicht in erster Linie darin, den NDR zu kontrollieren, sondern zu beraten – und Bürger zur konstruktiven Mitarbeit zu ermutigen. "Jede Beschwerde über das Programm landet auf dem Tisch des Intendanten", versichert sie. Ist der Beschwerdeführer mit dessen Antwort nicht einverstanden, befasst sich der Rundfunkrat damit. Und der kann im Notfall ernste "Empfehlungen" an den NDR aussprechen, die bisher immer gehört wurden. Grundsätzlich bescheinigt Edeltraud Windolph, die im Hauptberuf als Ministerialrätin im niedersächsischen Kultusministerium arbeitet, dem NDR sehr professionelle Arbeit. Erfreut registriert sie, dass der Intendant das Gespräch mit dem Rundfunkrat sucht, statt zu konfrontieren. "Die öffentlich-rechtlichen Anstalten brauchen Verbündete gegen die privaten Sender", meint sie schmunzelnd. Darum kann sie beim besten Willen auch keine kirchenfeindliche Grundeinstellung beim NDR erkennen. Außerdem ist Edeltraud Windolph erfahren genug, um die Regeln des Mediums zu akzeptieren: "Fernsehen überzeichnet nun mal", sagt sie verständnisvoll, "das muss nicht gleich ein Angriff gegen die Kirchen sein." Dennoch: Wer sich beschweren wolle, solle das unbedingt tun, stellt sie klar. Jeder Brief kommt an – und beschäftigt vielleicht sogar den Rundfunkrat!

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Hinweis:
Beschwerden über das Programm des NDR richtet man entweder direkt an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunk, Rothenbaumchaussee 132, 20149 Hamburg, oder an den Vorsitzenden des NDR-Rundfunkrates, Mittelweg 113, 20149 Hamburg