Weihe schützt vor Strafe nicht!
Ein Hildesheimer Dompropst starb unter ungeklärten Umständen
Hildesheim (bph) Wir schreiben den 1. März 1405. Im Turm der Burg Steuerwald bei Hildesheim liegt der Gefangene Eckhard von Hahnensee tot in seinem Verlies und ein Hildesheimer Bischof muss sich gegen das Gerücht wehren, ein Mörder zu sein. Was ist geschehen?
Eckhard von Hahnensee entstammte einer angesehenen Familie. Seit 1391 war er Hildesheimer Dompropst und damit erster Mann nach dem Hildesheimer Bischof. Wegen seiner großen wissenschaftlichen Bildung genoss er hohes Ansehen und das Vertrauen seines Bischofs Johannes III. Der schickte den Dompropst Ende 1398 zum Papst nach Rom. Johannes III., ein Graf von Hoya, war nämlich erst vor kurzem zum Bischof gewählt worden. Diese Wahl musste noch durch den Papst bestätigt werden, und das kostete eine Kleinigkeit! So machte sich Eckhard von Hahnensee mitten im Winter mit einer großen Summe Geldes auf den beschwerlichen Weg über die Alpen nach Rom.
Seine Mission erfüllte Eckhard von Hahnensee zunächst auch gewissenhaft. Am 7. Februar 1399 erwirkte er von Papst Bonifaz IX. die Bestätigung des neuen Hildesheimer Bischofs und zahlte am 28. Februar die Bestätigungsgebühren in Höhe von 1060 Goldgulden. Der Hildesheimer Bischof konnte also zufrieden sein.
Dann aber beging Eckhard von Hahnensee, Dompropst von Hildesheim, den Fehler seines Lebens! Eine päpstliche Urkunde verrät, was damals passierte: Eckhard von Hahnensee geriet bei seinem Aufenthalt in Rom mit dem mächtigen Kardinaldiakon Landulph von s. Nicolai in carcere Tuliano in Streit. Worum es dabei genau ging, ist leider nicht überliefert. Wir wissen aber, dass der Kardinaldiakon Dompropst Eckhard bei seinem Hildesheimer Bischof anklagte. Um Beweismaterial für seine Anklage nach Hildesheim zu bringen, schickte der römische Kardinaldiakon seinen Stellvertreter Heinrich Lechting über die Alpen nach Norden. Doch der brave Mann kam nie in Hildesheim an: Unterwegs lauerten ihm nämlich die Anhänger des Hildesheimer Dompropsts auf. Eckhards Schärgen nahmen dem unliebsamen Lechting sowohl Geld wie auch alle belastenden Urkunden ab.
Das ließ sich der einflussreiche römische Kardinaldiakon natürlich nicht gefallen! Über seinen Chef Papst Bonifaz IX. erwirkte er die Verhaftung des Hildesheimer Dompropstes, der inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt war. Dem Hildesheimer Bischof Johannes III. blieb nichts anderes übrig, als seinen in Ungnade gefallenen Dompropst im Turm der bischöflichen Burg Steuerwald bei Hildesheim einkerkern zu lassen. Dort starb der unglückliche Eckhard von Hahnensee zwei Jahre später.
Doch auch Bischof Johannes III. von Hildesheim kam nicht ungeschoren aus der ganzen Sache heraus. Lassen wir die Hildesheimer Bischofschronik sprechen: "Nach dem Tod Eckhards von Hahnensee kam das Gerücht auf, er sei in der Haft ermordet worden. Bischof Johannes versicherte sogleich öffentlich vor einer großen Versammlung von Geistlichen und Bürgern Hildesheims, dass er an der Tötung des Dompropsten unschuldig und unbeteiligt sei". Ähnlich wie heutzutage hielten sich jedoch auch im 15. Jahrhundert Gerüchte sehr zäh. Bis zum Ende seiner Regierungszeit konnte sich Bischof Johannes III. von Hildesheim nie endgültig von dem Verdacht reinwaschen, an der Ermordung seines einstigen Vertrauten beteiligt gewesen zu sein.
Mitautor: Dr. Stefan Petersen