Von Hippolyt zu Godehard

Hildesheim/Amelinghausen (bph) Geführte Touren der etwas anderen Art bieten die Urlauberseelsorger der beiden Kirchen rund um Amelinghausen in der Lüneburger Heide an. Mit Rad oder Rucksack lassen sie Urlauber nicht nur die Schönheiten der Natur, sondern auch christliche Zeugnisse dieser reichen Kulturlandschaft entdecken.

Nein, einen guten Radfahrer würde er nicht abgeben, der Heilige Hippolyt. Zumindest so, wie er in der evangelisch-lutherischen Hippolyt-Kirche in Amelinghausen steht: mit langem Gewand, darunter kaum die Arme erahnbar. "Dieser Heilige kann uns lehren, dass man nicht immer nur aktiv sein muss im Leben", erklärt Pastor Christoph Meyer seinen Zuhörern. Die sind an jenem Freitagmorgen zur Hippolyt-Kirche gekommen, um mit dem evangelischen Pastor vom "Kirchlichen Dienst in Freizeit, Erholung und Tourismus der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers" – so sein voller Titel – und der katholischen Pastoralreferentin Andrea Rehn-Laryea eine Fahrradtour der besonderen Art zu unternehmen: eine "FahrradKulTour" nämlich. Die wird das bunte neunköpfige Fahrrad-Trüppchen bis zum Nachmittag durch Feld und Heide zu verschiedenen Kirchen des Amelinghausener Umlandes führen.

Protestant Meyer und Katholikin Rehn-Laryea sind die Köpfe dieses Unternehmens. Seit Jahren arbeiten sie zusammen in der Urlauberseelsorge der Lüneburger Heide. Diesen meditativen Radweg bieten sie heute zum ersten Mal an und sind erstaunt über die gute Resonanz: Wenige Tage zuvor hatten sich erst zwei Personen angemeldet. Doch die gute Werbung der beiden scheint sich ausgezahlt zu haben. Lehrerin Anneliese Schmidt (alle Namen der Urlauber sind geändert) aus Hamburg hat den Aushang mit der Einladung zur Fahrradtour im Supermarkt gesehen, Fritz und Sigrid Werner aus Sachsen, die "ganz spontan für einige Tage in die Heide" kamen, im Fremdenverkehrsamt.

Kurze Verweildauern, Tagestourismus, viele Wanderer und Radfahrer – mit dieser Situation ist Urlauberseelsorge in der Lüneburger Heide konfrontiert. Anders als die Kollegen mit ihrer Zeltkirche an den Nordsee-Campingplätzen müssen Meyer und Rehn-Laryea aktiv auf Gäste zugehen und mit Aktivitäten locken.

"Für die mehrtägige Pilgertour gibt es seit Jahren eine Warteliste", erzählt Andrea Rehn-Laryea stolz. Das Konzept der unaufdringlichen Sorge für die Seele scheint aufzugehen. Und dieses Konzept umfasst auch klar das Miteinander der Konfessionen. "Ohne ökumenische Kooperation wäre Urlauberseelsorge hier gar nicht möglich", stellt die Pastoralreferentin nüchtern klar. Und das nicht nur, weil das katholische Bistum Hildesheim über weit weniger Mittel verfügt als die evangelische Landeskirche. Besinnlichkeit funktioniert in der Urlauberseelsorge nur überkonfessionell. Für alles andere hätten die Gäste auch kein Verständnis, meinen die beiden Seelsorge-Profis.

Und so teilen sich beide das Programm der Fahrradtour: Während die Katholikin zum Beispiel an der Quelle des Schwindebaches eine Geschichte vorliest, erzählt Protestant Meyer in Raven einiges aus der bewegten Geschichte der St. Martinskirche.

Daraus ergeben sich nicht selten spannende Diskussionen. Fritz Werner erinnert sich angesichts der gepflegten Kirchen in Amelinghausen an seine eigene evangelische Geschichte in der ehemaligen DDR. "Unsere Kirchen waren versteckter. Aber es gab mehr kirchliches Leben, als man hier im Westen mitbekommen hat", erzählt er Pastor Meyer auf der Fahrt.

Die führt schließlich in die katholische St. Godehardkirche von Amelinghausen, wo die Tour ihr Ende findet. Die kleine Fahrradfahrer-Gemeinde auf Zeit löst sich auf. Vom Heiligen Hippolyt zum Heiligen Godehard in acht Stunden – eine Tour, die Waden und Seele trainierte!

Kontakt
Katholische Urlauberseelsorge in der Lüneburger Heide
Andrea Rehn-Laryea
Frankenweg 4
21385 Amelinghausen
T (04132) 910238
F (04132) 910239

Kirchlicher Dienst in Freizeit, Erholung und Tourismus der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers
Pastor Christoph Mayer
Mittelweg 13
27299 Langwedel
T und F (04232) 943760