Vergeben und Vergebung annehmen
Hildesheimer Priesterrat erinnerte in Polen an die deutsch-polnische Geschichte
Hildesheim/Gnesen/Posen (bph) Von einer bewegenden Begegnung berichten die Mitglieder des Hildesheimer Priesterrates, die am vergangenen Freitag von einer dreitägigen Reise nach Polen zurück kehrten. Unter Führung von Bischof Dr. Josef Homeyer hatten sie die Erzbischöfe von Gnesen und Posen besucht und waren gemeinsam zum Grab des Heiligen Adalbert gepilgert.
Die dreitägige Pilgerreise des Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer, seiner beiden Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Hans-Georg Koitz sowie 36 Mitgliedern des Priesterrates des Bistums Hildesheim erfolgte auf Einladung von Erzbischof Henryk Muszyñski, Bischof von Gnesen. Mit ihm gemeinsam besuchten die Hildesheimer Geistlichen das Grab des Heiligen Adalbert, der als Brückenbauer zwischen dem Osten und Westen Europas gilt. An seinem Grab wurde im Jahre 1000 die erste selbstständige Kirchenprovinz Polen errichtet: Gnesen, mit den Bischofssitzen in Krakau, Breslau und Kolberg.
Gemeinsam mit Erzbischof Musziñski und Mitgliedern des Gnesener Priesterrates begaben sich die Pilger auf den "Weg der Versöhnung": In drei Stationskirchen wurde die Geschichte der Versöhnung zwischen der Kirche in Polen und in Deutschland nach dem II. Vatikanischen Konzil lebendig, indem an den Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe 1965 am Ende des II. Vatikanischen Konzils und an das Gemeinsame Wort des polnischen und deutschen Episkopats 30 Jahre nach diesem Ereignis erinnert wurde. "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung" hatte der polnische Episkopat im November 1965 den Deutschen geschrieben. Darauf bezog sich auch Bischof Dr. Josef Homeyer in seinem Grußwort in der abschließenden Eucharistiefeier in der Kathedrale von Gnesen: "Wir sind bedrückt von den furchtbaren Untaten, die Deutschland dem polnischen Volk zugefügt hat", sagte das Oberhaupt des Hildesheimer Bistums in bewegenden Worten: "Bitte, vergeben Sie uns!"
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch in der Domstadt Posen, wo die Hildesheimer von Erzbischof Stanislaw Gandecki empfangen wurden. Eine der Posener Stadtrandgemeinden pflegt eine jahrzehntelange Partnerschaft mit einer Gemeinde aus dem Bistum Hildesheim. Überaus herzlich war denn auch die Begegnung mit den Katholiken der Posener Gemeinde.
Nach Ansicht des Hildesheimer Domkapitulars Adolf Pohner geht die Bedeutung dieser Reise über einen bloßen Besuch weit hinaus. "Alle Teilnehmer an dieser Wallfahrt waren der Meinung, Zeugen eines geschichtlichen Ereignisses geworden zu sein, dessen Bedeutung wahrscheinlich erst später erkannt werden wird", so Pohner.