Religiöse Überzeugungen müssen Andersdenkende achten
Preisträger eines wissenschaftlichen Wettbewerbs ausgezeichnet
Hildesheim/Hannover (bph) Den ersten internationalen wissenschaftlichen Preis des "Forschungsinstitut für Philosophie Hannover" (FIPH) hat der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer heute im Rahmen einer Feierstunde in Hannover an drei Preisträger übergeben. Sie hatten sich in ihren Essays mit der Frage beschäftigt: "Was sind religiöse Überzeugungen?"
Die drei Preisträger Dr. Thomas Schärtl, Dr. Klaus von Stosch (jeweils ein 1. Preis) und Prof. DDDr. Clemens Sedmak (3. Preis) haben sich nach Überzeugung des Soziologie-Professors Dr. Hans Joas, Leiter des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt und Mitglied der FIPH-Jury, auf einem hohen Niveau mit dem Thema auseinandergesetzt. Besonders gefallen habe ihm die mitunter ironische Art, mit dem sich zwei der Preisträger dem schweren Thema genähert haben, sagte der Soziologe in seiner Laudatio.
Der Bedeutung religiöser Überzeugungen vor dem Hintergrund der Terroranschläge des 11. September 2001 gab Bischof Dr. Josef Homeyer breiten Raum in seiner Festrede. Dies seien "Verbrechen im Namen religiöser Überzeugungen" gewesen, so das geistliche Oberhaupt des Bistums. Religiöse Überzeugungen dürften niemals dazu führen, "dass Völker in Lateinamerika ausgerottet, dass Frauen verbrannt, dass Gaskammern mit Stillschweigen übergangen werden."
Der internationale wissenschaftliche Preis des FIPH wurde zum ersten Mal vergeben. Er hat eine Höhe von 12.500 Euro, die unter den Preisträgern aufgeteilt werden. Die nächste Ausschreibung beschäftigt sich mit der Frage: "Welt ohne Tod – Hoffnung oder Schreckensvision?" Eingereicht werden können bislang unveröffentlichte philosophische Essays von maximal 50 Seiten (zu 2.400 Zeichen). Da der Preis als Nachwuchspreis gedacht ist, dürfen nur Autoren unter 35 Jahren teilnehmen. Einsendeschluss ist der 10. April 2003.
Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) wurde 1988 von Bischof Dr. Josef Homeyer gestiftet. Als erstes philosophisches Institut in kirchlicher Trägerschaft in Deutschland soll es mit seiner wissenschaftlichen Arbeit Lösungsansätze für gesellschaftlich-ethische Fragestellungen erarbeiten.