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Der Albani-Psalter steht jetzt vollständig im Internet
Hildesheim (bph) Die berühmte Handschrift des Albani-Psalter ist jetzt vollständig mit englischer und deutscher Übersetzung und Erläuterungen im Internet verfügbar unter der Adresse: www.abdn.ac.uk/stalbanspsalter. Dieser Psalter, auch Psalter der Christina von Markyate genannt, stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert und zählt zum bedeutendsten englischen Kulturerbe außerhalb Englands. Er wird in Hildesheim aufbewahrt.
In einem zweijährigen Kooperationsprojekt zwischen der University of Aberdeen und der Dombibliothek Hildesheim für die Pfarrgemeinde St. Godehard/ Hildesheim, finanziert vom englischen „arts and humanities research board“, wurde die außerordentlich qualitätsvolle Darstellung im Internet realisiert. Ein Team der University of Aberdeen erarbeitete unter Leitung von Dr. Jane Geddes den Internet-Auftritt und die Kommentare.
Die Psalterhandschrift ist vermutlich eine der kostbarsten Handschriften in Niedersachsen, zählt aber gewiss zum wertvollsten und schönsten Handschriftenbesitz der Diözese Hildesheim. Seine einzigartige Buchmalerei führt 40 ganzseitige Miniaturen zu Szenen des Alten und Neuen Testaments vor Augen, der eigentliche Text ist mit 211 figürlichen Initialen verschwenderisch ausgestattet.
Die Pergamenthandschrift umfasst insgesamt 418 Seiten, die zwischen 1123 und 1135 im englischen Kloster St. Albans ausgeführt wurden. Auf Anweisung und vielleicht unter Mitwirkung des gelehrten Abtes Geoffrey wurde sie für die Einsiedlerin und Mystikerin Christina von Markyate (1097 bis nach 1154) angefertigt und zeigt vor allem in ihrem zweiten Teil deutliche Rücksicht auf ihre weibliche Adressatin, beispielsweise wenn es um die Personifizierung von Tugenden überwiegend in weiblicher Gestalt geht. Für die historische Frauenforschung hat der Psalter insofern erhebliche Bedeutung erhalten, als er vor allem die Gestalt der Maria Magdalena im roten Gewand in ungewöhnlich herausgehobener Darstellung zeigt, zum Beispiel bei der Kreuzesabnahme.
Die Art der Illustration verleiht den Figuren besonders durch übersteigerte Längung eine außerordentlich expressive Spannung und unterstreicht die führende Rolle englischer Buchmalerei in dieser Zeit.
Wie die Handschrift nach Deutschland und schließlich nach Hildesheim gelangte, konnte bislang noch nicht abschließend geklärt werden. Sie kam vermutlich als Privatbesitz eines Mönchs zu englischen Benediktinern, die im 17. Jahrhundert das Kloster Lamspringe in der Nähe von Hildesheim besiedelten. Nachdem das Kloster in der Folge der Säkularisation 1803 verlassen werden musste und die Buchbestände nicht ausgeführt werden durften, wurde die Handschrift wahrscheinlich ins Eigentum der Basilika St. Godehard in Hildesheim übergeben, die in intensivem Kontakt und Austausch mit den englischen Benediktinern stand. Die Handschrift gehört noch heute der Pfarrgemeinde St. Godehard und wird von der Hildesheimer Dombibliothek wissenschaftlich betreut.
Der Albani-Psalter im Internet:
www.abdn.ac.uk/stalbanspsalter
Ein Foto des Albani-Psalter kann bei der Dombibliothek Hildesheim angefordert werden (Telefon: 05121/1383-0).