Ohne Moos nix los
Finanzminister Möllring und Generalvikar Bernert verleihen 1. Fundraising-Preis im Bistum Hildesheim
Hildesheim (bph) Ein Schülertreff in Hannover, eine Photovoltaikanlage für Lüneburg, Projekte aus Hildesheim, Wolfsburg und Goslar – bunt ist die Palette der Initiativen, die am Freitagabend im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim vom Niedersächsischen Finanzminister Hartmut Möllring mit dem 1. Fundraising-Preis des Bistums Hildesheim ausgezeichnet wurden.
Fundraising ist die Einwerbung von Spendengeldern für Projekte. Da diese Art der Finanzierung gerade für kirchliche Organisationen immer wichtiger wird, hat das Bistum Hildesheim bereits 2001 in Goslar ein Fundraisingbüro eingerichtet. Dieses Büro hatte im Sommer diesen Jahres gemeinsam mit dem Generalvikar des Bistums, Prälat Karl Bernert, den 1. Fundraising-Preis des Bistums Hildesheim ausgeschrieben.
"Ohne Moos nix los!" bekannte denn auch Generalvikar Karl Bernert in seiner Ansprache. Die Kirche dürfe sich zwar nicht beherrschen lassen vom Geld, so der Geistliche, sie solle aber dafür sorgen, dass es vorhanden ist. Darum sei das Engagement der ehrenamtlichen Geldsammler für einen guten Zweck sehr hoch zu schätzen, so Bernert: "Anstatt darauf zu warten, dass Kirchensteuern von der Zentrale zugewiesen werden, haben Sie sich selbst engagiert."
Der Verein für Jugend- und Arbeitslosenhilfe in der Seelsorgeeinheit Hannover-Ost belegte mit seinem Projekt "Schülertreff Misburg" nun den ersten Platz der Ausschreibung. Im Jahre 2002 wurde dem 1998 gegründeten, überkonfessionellen Verein ein frei werdendes Vereinsheim angeboten. Die Mitglieder beschlossen, einen "Schülertreff Misburg" für das Schulzentrum dieses Stadtteils einzurichten. Da kaum Eigenkapital vorhanden war, zogen die Vereinsmitglieder gekonnt die Register des Fundraisings: Vor dem Hintergrund einer geschickten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stellten sie gezielte Förderanträge bei Land, Kommunen und Stiftungen und nahmen durch Benefizkonzerte, Basare und Versteigerungen mehr als 240.000 Euro ein, so dass der Schülertreff im September 2003 eröffnet werden konnte.
Das Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro hat sich der Verein nach Ansicht des niedersächsischen Finanzministers durch die "systematisch und zeitlich gut aufeinander abgestimmte Palette der Fundraising-Instrumente" verdient. Dieses Projekt sei ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es sei, Fundraising-Aktivitäten professionell zu begleiten, so Möllring weiter. Das "Fundraising-Büro Goslar" des Bistums Hildesheim hat diese wie auch andere Aktivitäten in den letzten Jahren betreut.
1.500 Euro Preisgeld gingen an den zweiten Platz, das Projekt "Bewahrung der Schöpfung – Photovoltaikanlage" der Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Lüneburg. Auf dem Dach des Gemeindehauses sollte eine 5 kW-Photovoltaikanlage eingerichtet werden, um Energie für das Haus zu gewinnen. Die notwendigen Mittel wurden von der Pfarrgemeinde durch Spenden, zinslose Darlehen und einen Förderantrag bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt eingeworben. Mitentscheidend war auch bei diesem Projekt eine gute Öffentlichkeitsarbeit, die den Sinn und Nutzen einer solchen Anlage erklärte.
Die Jury hat sich nach Aussagen Möllrings vor allem von der Idee beeindrucken lassen, zinslose Darlehen als Fundraising-Instrument zu nutzen. Diese Idee sei zwar nicht neu, so Möllring, aber bei diesem Projekt überzeugend wiederbelebt worden.
Da der Sonderpreis für das originellste Fundraising-Projekt nicht vergeben wurde, benannte die Jury statt dessen zwei dritte Preisträger. Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro teilen sich das Projekt "Sozialer Mittagstisch" der Katholischen Pfarrgemeinde "Guter Hirt" in Hildesheim und das Projekt "Trotz Dürre leben" des Dekanats Wolfsburg-Gifhorn.
Bedürftigen Menschen in einem sozialen Brennpunkt eine warme Mahlzeit für 50 Cent zu bieten ist die Idee des "Sozialen Mittagstischs". Eine Kleiderkammer, Möbelbörse sowie Beratungs- und Begegnungsangebote runden dieses Projekt ab. 75 Prozent der Kosten werden durch Spenden gedeckt. Dazu gehören auch Material- und Lebensmittelspenden. Gefallen fand die Jury an dem kontinuierlichen und zugleich unspektakulären Spendensammeln der Projektträger. Möllring bescheinigte ihnen, die "Kunst des vernetzenden Beziehungsmanagements" zu beherrschen und auf kommunaler Ebene ein "Friendraising" aufgebaut zu haben.
Verarmte Kleinbauern im Trockenklima des brasilianischen Nordostens profitieren vom Projekt "Trotz Dürre leben" des Dekanats Wolfsburg-Gifhorn, das in Partnerschaft mit dem Hilfswerk "Misereor" durchgeführt wird. Um Geld zu sammeln verkauften die Projektteilnehmer unter anderem brasilianische Suppenspezialitäten in der Fußgängerzone von Wolfsburg, organisierten Fastenessen in Pfarrgemeinden und brachten Brunnenaktien an den Mann, die vom VfL-Fußballstar Robson Ponte signiert worden waren. Evangelische Religionsschüler des Wolfsburger Ratgymnasiums veranstalteten einen Sponsorenlauf. Das Projekt sei "eine gelungene Kooperation eines bundesweit agierenden Hilfswerks mit lokalen Institutionen", lobte der Finanzminister in seiner Laudatio. Es seien nicht nur vielfältige Fundraising-Instrumente eingesetzt, sondern auch entwicklungspolitisches Bewusstsein geweckt worden. "Auch hiermit verpflichtet das Projekt zur Nachahmung."
"77 Euro – und ich habe Arbeit" versprach der Caritasverband für Stadt und Landkreis Goslar e.V. 2003. Damit gewann er den Caritas-Sonderpreis in Höhe von 1.500 Euro. 77 Euro pro Mann und Monat mussten finanziert werden, um in diesem Jahr gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung etwa 50 schwer vermittelbaren Arbeitslosen Arbeit zu geben. Nachdem der Caritasverband institutionelle Spender angesprochen hatte, wurde auch in der breiten Öffentlichkeit geworben. Zahlreiche Vereine und kirchlichen Gruppen sammelten drauf hin für die Aktion oder spendeten Teile der Erlöse von Vereinsfesten. Spendenbarometer in Kirchengemeinden und im Internet (www.caritas-goslar.de) zeigen den aktuellen Spendenstand an. Außerdem wurde regelmäßig in der Presse berichtet, so dass Spender zeitnah vom Nutzen ihrer Zuwendung erfuhren.
Diese Initiative habe vieles richtig gemacht, sagte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Hans-Jürgen Marcus in seiner Laudatio auf das Projekt: Es sei lokal, mit einer umrissenen Zielrichtung und nutze die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch – "eine der Stärken der Christen" so Marcus. Damit sei das Projekt "77 Euro – und ich habe Arbeit" solidaritätsstiftend und ein gutes Beispiel dafür, wie man Bürgersinn und Eigenkräfte mobilisieren könne.
Ziel des 1. Fundraising-Preises im Bistum Hildesheim war es, gelungene und originelle Maßnahmen zur Projekt-Finanzierung über Fremdmittel vorzustellen und Fundraising im Bistum Hildesheim bekannter zu machen. Teilnehmen konnten alle Pfarrgemeinden, Verbände, kirchliche und diözesane Organisationen und der Caritasverband des Bistums Hildesheim. Die Projekte mussten einer der vier Kategorien "pastoral", "sozial-caritativ", "kulturell" oder "3. Welt-Arbeit" zugeordnet und in den Jahren 2002 bis 2003 begonnen und abgeschlossen sein.
Eine Jury hat unter den 28 eingereichten Projekten nun die fünf Sieger ermittelt. Der Jury gehörten neben dem Finanzminister der Generalvikar des Bistums Hildesheim, Prälat Karl Bernert, Dechant Heinrich Günther aus Wolfsburg, Udo Schnieders als Leiter des Fundraisingbüros Goslar und Lothar Schulz, Herausgeber der Fundraising-Zeitschrift "pro fundraising" an.