Neue Strukturen für eine veränderte Welt

Bistum Hildesheim sichert durch "Eckpunkte 2020" seine Handlungsfähigkeit

Hildesheim (bph) Bis zum Jahre 2020 will das Bistum Hildesheim seine Strukturen drastisch umbauen, um den erwarteten Rückgang der finanziellen Mittel aufzufangen und den veränderten pastoralen Herausforderungen besser begegnen zu können. So steht es in einem Papier zur kurz- und mittelfristigen Strukturplanung "Eckpunkte 2020", das in diesen Tagen in der Diözese beraten wird.

Nach internen Schätzungen werden die Kirchensteuereinnahmen des Bistums von derzeit rund 100,5 Millionen Euro (2003) auf etwa 70 Millionen Euro im Jahre 2020 sinken. Grund dafür ist zum einen die Steuerreform: Durch die Verschiebung von direkten zu indirekten Steuern sinkt die Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer. Zum anderen schlagen die konjunkturelle Schwäche und hohe Arbeitslosigkeit negativ zu Buche. Langfristig rechnet das Bistum zudem wegen der niedrigen Geburten- und Taufraten mit einem deutlichen Rückgang an Katholiken.

Bis zum Jahre 2020 soll daher die Zahl der katholischen Kirchengemeinden durch Zusammenführungen von derzeit rund 350 auf etwa 120 reduziert werden. Im gleichen Zeitraum werden die Zuweisungen des Bistums an die Pfarrgemeinden um 15,1 Millionen Euro auf knapp 33,9 Millionen Euro sinken. Damit erhöhen sich die Aufwendungen pro Pfarrgemeinde von durchschnittlich 140.000 Euro auf 282.500 Euro. Allerdings werden die vergrößerten Pfarrgemeinden wesentlich mehr Gemeindemitglieder haben als heute (durchschnittlich 4.600 Gläubige statt zur Zeit 1.800 Katholiken).

Von dieser Veränderung erhofft sich die Bistumsleitung zudem positive Impulse für die pastorale Arbeit. So sei zum Beispiel in größeren Pfarreien auch das Potential an ehrenamtlichem Engagement, wie es zur Wahrnehmung der kirchlichen Aufgaben erforderlich sei, größer, heißt es in dem Planungspapier.

Die Zahl der Mitarbeiter soll durch altersbedingtes Ausscheiden, Fluktuation und Zuordnung zu anderen Aufgaben deutlich sinken. Mittelfristig wird sich das Bistum von einem Teil seiner Immobilien trennen.

Zugleich wird die über-pfarrgemeindliche Seelsorge neu geordnet. Die Jugendbezirksstellen sollen aufgegeben und dafür neue jugendpastorale Initiativen wie zum Beispiel der "Friedensgrund" oder geistliche Jugendorte gefördert werden. Die Aufwendungen für die ausländischen Missionen und die katholischen Verbände werden mittelfristig deutlich reduziert.

Sparen muss das Bistum auch im Bildungsbereich. Die Mittel für die katholischen Schulen werden bis 2020 um etwa 20 Prozent reduziert und jene für die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) ganz gestrichen. Während das "Forschungsinstitut für Philosophie Hannover", das "Katholische Forum Niedersachsen" und die Sozialakademie "St. Jakobushaus", Goslar, bis 2020 mit 20 bis 25 Prozent weniger Zuschüssen auskommen müssen, werden das "Niels-Stensen-Haus" in Lilienthal-Worphausen und das "Bischof-Oscar-Romero-Haus" in Hannover geschlossen. Die Aufwendungen für die Familienbildungsstätten werden halbiert.

Die Verwaltungsstrukturen im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim sollen der geringeren Anzahl an Kirchengemeinden und Einrichtungen angepasst werden. Dabei prüft das Bistum auch die Möglichkeit, mit anderen Bistümern verstärkt zusammen zu arbeiten.

Das Konzept "Eckpunkte 2020", das nach Angaben der Bistumsleitung langfristig die Handlungsfähigkeit der Kirche von Hildesheim sichern soll, wird nun in allen Gremien, Pfarrgemeinden und Einrichtungen des Bistums beraten. Nach dieser Anhörung will Bischof Dr. Josef Homeyer voraussichtlich noch im Dezember diesen Jahres das endgültige Konzept verabschieden.

Das Dokument "Eckpunkte 2020 – Kurz- und mittelfristige Strukturplanung für die Diözese Hildesheim" finden Sie im Volltext auf der Homepage des Bistums:
http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/hildesheim/nachrichten_dokumente/material_dokumente/Eckpunkte2020.pdf