Neue Seelsorger für große Aufgaben
Vier Männer werden am 7. Juni zu Priestern geweiht
Hildesheim (bph) Vier Männer werden am Samstag, 7. Juni 2003, um 10 Uhr im Hildesheimer Dom von Bischof Dr. Josef Homeyer zu Priestern geweiht. Am Vorabend, 6. Juni, findet um 20 Uhr in der Seminarkirche, Brühl 16, eine Eucharistische Anbetung statt.
Aus vier verschiedenen Ecken des Hildesheimer Bistums haben die vier Männer zum Priesterberuf gefunden. Im vergangenen Jahr wurden sie zu Diakonen geweiht und gingen danach ins einjährige Diakonatspraktikum. Nun stehen sie wenige Tage vor ihrer Weihe und damit vor einem Ereignis, auf das sie lange hingearbeitet haben, auch wenn mancher Lebensweg erst in eine andere Richtung wies:
Daniel Konnemann (27) ist der Jüngste der diesjährigen Weihekandidaten und der einzige mit typischer "Karriere": Geboren und aufgewachsen in Winsen/Luhe (Dekanat Buchholz-Soltau) begann Konnemann unmittelbar nach dem Abitur Theologie zu studieren, zunächst in Frankfurt, dann in Wien. "Es war eine klare Entscheidung, Priester zu werden", sagt er.
Einen deutlich anderen Weg ins Priesterseminar ist Thorsten Janz (37) gegangen. "Eigentlich", sagt der 1967 geborene Osteroder, "wollte ich schon als Kind Priester werden, der Wunsch war da." Doch zunächst wurde er Bäcker. Während des Wehrdienstes entschied sich Janz für eine Karriere als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. "Lebensentscheidungen mit Anfang 20 zu fällen, ist ein schwieriger Prozess", sagt er im Rückblick. 1997 schließlich schied er als Oberfeldwebel aus der Bundeswehr aus und entschied sich, über den so genannten dritten Bildungsweg Philosophie und Theologie zu studieren.
Markus Ganzauer (37) wurde 1966 in Achim geboren. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Zehn Jahre arbeitete er in seinem erlernten Beruf, obwohl der Wunsch, Priester zu werden, in ihm immer stärker wurde. Schließlich trat Ganzauer 1997 in das Studienhaus St. Lambert in Lantershofen ein, wo er Theologie studierte.
Vierter im Bunde ist Oliver Holzborn (35). 1968 in Duderstadt geboren hat Holzborn zwei kaufmännische Ausbildungen absolviert, bevor er in Bad Driburg Abitur machte und sich dann zum Studium an der Universität Münster einschrieb – für Theologie, Philosophie und Pädagogik. Ein Semester absolvierte er in Innsbruck.
Das Diakonatspraktikum führte sie im vergangenen Jahr in ganz unterschiedliche Gemeinden. Die Erfahrungen, die sie dort machen konnten, haben ihren Berufswunsch bestärkt: Sehr interessierte und aufgeschlossene Jugendliche hat zum Beispiel Daniel Konnemann bei seinem Diakonatspraktikum in der Seelsorgeeinheit Hannover-Ost kennen gelernt. Dort konnte er beobachten, wie solche Kerngruppen auf Erwachsene wirken und deren eigene Glaubenspraxis hinterfragen.
In der Buxtehuder Gemeinde St. Maria und in St. Michael, Harsefeld, hat Thorsten Janz sein Diakonatspraktikum absolviert. Die völlig andere Lebensform eines Geistlichen fordert zum Widerspruch heraus, so seine Erfahrung. Darüber ist er dann letztlich mit vielen ins Gespräch gekommen und möchte in Zukunft besonders "Menschen in Grenzsituationen begleiten".
Menschen am Rande der Gesellschaft, nämlich HIV-Infizierte, hat Markus Ganzauer während seines Diakonatspraktikums in der Gemeinde St. Marien, Braunschweig-Querum, und St. Martin, Wendhausen, betreut. In Großstädten wie Braunschweig, so Ganzauers Einsicht, gibt es die klassische Pfarrgemeinde kaum noch. Menschen besuchen Gottesdienste "a la carte" über die Pfarreigrenzen hinweg – nach Ansicht des jungen Diakons dürfte sich diese Entwicklung in Zukunft noch beschleunigen.
Die Gemeinde der Zukunft wird weniger eine Gebietsgemeinde, sondern eher eine Gemeinde der Gruppen sein. Davon ist auch Oliver Holzborn überzeugt. Bei seinem Praktikum in der Gemeinde Hl. Geist in Stade erlebte er, wie Jugendliche viele Kilometer weit fuhren, um zu den Dekanatsjugendgottesdiensten zu kommen. Der Priester der Zukunft müsse daher verstärkt auf solche Keimzellen des Glaubens setzen, meinen die vier Weihekandidaten. Und noch etwas ist ihnen ganz wichtig: „Ein Geistlicher sollte im besten Sinne Hirte für seine Gemeinde sein“, bringt es Markus Ganzauer auf den Punkt. „Er muss Leitungskompetenz ausüben!“ Das bedeutet auch, Aufgaben an andere abzugeben, um sich nicht in der Verwaltung aufzureiben. "Darum sollte jeder Priester selbst einen geistlichen Begleiter haben", sagt Thorsten Janz.