Natur im Viereck
Renaissancegarten von Henneckenrode wieder im ursprünglichen Zustand
Hildesheim/Henneckenrode (bph) Die Restaurierung des Schlossgartens von Henneckenrode bei Holle-Sottrum ist abgeschlossen. Damit präsentiert sich das gartengeschichtliche Schmuckstück weitgehend im Zustand des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
In den Augen von Landschaftsarchitekt Wolfgang Wette ist dieser Schlossgarten schlicht "ein Schatz der Gartenarchitektur", wie er in Niedersachsen nur selten vorkomme. In der Tat liegt das nahezu quadratische Areal mit einer Größe von etwa zwei Hektar malerisch zwischen der Rückfassade des Henneckenroder Schlosses, das heute als Kinderheim in Verwaltung des Bistums Hildesheim genutzt wird, und einem Teich des Baches Nette. Über diesen Schatz war allerdings buchstäblich viel Gras gewachsen in den letzten Jahrhunderten. Minigolf- und Grillanlage und jede Menge Laub- und Nadelbäumen hatten sich in dem Renaissancegarten breit gemacht.
Als Wette vor rund drei Jahren gemeinsam mit Diözesankonservator Prof. Dr. Karl-Bernhard Kruse und Architekt Martin Jakobi mit den Restaurierungsarbeiten am Garten begann, wurde zunächst der nicht-historische Baumbestand gefällt und zahlreiche Ziersträucher entfernt. Nach der Wiederherstellung des ursprünglichen gekreuzten Wegesystems ergänzten die Experten die Obstbaumreihe entlang der Hauptwege und fassten den viereckigen Garten mit Hainbuchenhecken ein. Jetzt grüßt eine Marienstatue (wahrscheinlich ausgehendes 19. Jahrhundert) den Besucher, der vom höher gelegenen Schloss über die ebenfalls sanierten barocken Sandsteintreppen zum Teich wandelt. Der Raumeindruck entspricht annähernd dem Plan von Anton Adolph Doumergue, der den Garten 1788 zeichnete.
Einer der wichtigsten Aspekte der Restaurierung war die Sanierung der Mauern, die das Schloss gegen den Garten abstützen. Jeder Stein sei abgetragen, nummeriert und später wieder am ursprünglichen Platz eingesetzt worden, erzählt Architekt Martin Jakobi. Zu sehen ist von diesen Arbeiten lediglich eine saubere Mauer, die mit bodendeckenden Staudenpflanzen eingefasst ist. Dem Auge verborgen bleibt ein umfangreiches Stützensystem aus Beton, das sich dahinter versteckt.
"Das alles hält jetzt einige Zeit", glaubt Diözesankonservator Kruse. Er, Jakobi und Wette haben einen Kompromiss gesucht zwischen historischem Anspruch und Pflegeleichtigkeit. Denn der Garten wird auch in Zukunft von den 37 Kindern des Heimes und den Betreuern genutzt – von denen er auch weitgehend gepflegt werden muss.
Die gesamten Arbeiten haben rund 300.000 Euro gekostet, von denen das Bistum Hildesheim etwa 35 Prozent beigesteuert hat. Den Rest trugen die VGH-Stiftung, das Amt für Agrarstruktur in Hannover sowie Bund und Land mit Denkmalpflegemitteln.
Schloss Henneckenrode wurde 1579 von Heinrich von Salären gebaut und erlebte eine wechselvolle Geschichte. 1836 gingen Schloss und Gartenanlage nach dem Willen des damaligen Eigentümers Friedrich Blum in eine Weisenhaus-Stiftung ein, die bis heute vom Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim verwaltet wird. Der Garten dient auch weiterhin vor allem der Erholung der Heimbewohner. Besucher können das gartengeschichtliche Kleinod jedoch nach Anmeldung besuchen. Außerdem soll der Garten zu festen Zeiten für die Öffentlichkeit zugänglich werden.