Hässliches Entlein wird stolzer Schwan
Hildesheimer Bistumsarchiv ließ Himmelsthürer Kirchenbuch restaurieren
Hildesheim (bph) Das Hildesheimer Bistumsarchiv hat sich selbst einen Schatz geschenkt: Die Restaurierung des Kirchenbuches der Gemeinde Himmelsthür brachte dieses wertvolle Schmuckstück wieder richtig zum Glänzen.
Das Himmelsthürer Kirchenbuch listet auf 558 Seiten die Taufen, Trauungen und Todesfälle dieser Gemeinde für die Jahre 1803 bis 1852 auf. Im Laufe der Zeit hatte es deutlich gelitten: Es war abgenutzt und vom Zerfall bedroht. Dr. Thomas Scharf-Wrede, Leiter des Bistumsarchivs, entschloss sich daher zur Restaurierung. Das gute Stück kam in die "Restaurierungswerkstätte für kirchliche Archivalien" in der Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard Eibingen, wo das Bistumsarchiv Hildesheim bereits seit vielen Jahren beschädigte Urkunden, Akten und Kirchenbücher aufarbeiten lässt.
Sr. Dorothea Flandera OSB und ihre Mitschwestern haben sich in über 50 Arbeitsstunden dieses Buches angenommen. Als die Schwestern mit ihrer Arbeit begannen, erlebten sie eine Überraschung: Der Buchdeckel des Himmelsthürer Kirchenbuchs stammt eigentlich von einem Missale Romanum – also einem alten Messbuch, das offenbar nicht mehr benötigt und daher einst zum Buchdeckel umgestaltet worden war.
Die Schwestern brachten den abgenützten, abgeschabten, an seinen Kanten eingedrückten Ziegenleder-Einband wieder in Form. Da die Seiten des Buches mit nicht wasserfester Tinte beschrieben worden waren, mussten sie mit wasserarmem Weizenstärkekleister und Japanpier stabilisiert werden. Außerdem befestigten die Schwestern die Heftfäden, die sich durch häufigen Gebrauch gelockert hatten und rückten mit fachkundigen Händen dem teilweise recht starken Tintenfraß zu Leibe. Im Buch befanden sich Pappen, die massiv von Mikroorganismen befallen waren und daher entfernt werden mussten. Alle Arbeiten wurden von den Schwestern genauestens dokumentiert.
Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten, die rund 1.500 Euro gekostet haben, ist das Himmelsthürer Kirchenbuch jetzt wieder ins Bistumsarchiv zurückgekehrt. Es erstrahlt in neuem Glanz und hat sich nach Scharf-Wredes Eindruck "vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan" gemausert. "Es sticht aus der Reihe der 1.250 Tauf-, Trau- und Totenbücher, die wir hier im Bistumsarchiv aufbewahren, deutlich heraus", freut sich der Bistumsarchivar.