Gemeinsam tagen, getrennt Abendmahl feiern
ZdK-Präsident spricht sich gegen gemeinsames Herrenmahl beim Ökumenischen Kirchentag aus
Hildesheim (bph) Nicht erfüllen wird sich nach Einschätzung von Professor Dr. Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), die Hoffnung auf eine gemeinsame Abendmahlfeier katholischer und evangelischer Christen beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Die Folge sei nicht mehr Einheit, sondern mehr Spaltung, sagte er heute beim Neujahrsempfang des Diözesanrats in Hildesheim.
Der Wunsch nach einem solchen gemeinsamen Abendmahl sei verständlich, so Meyer in seinem Festvortrag "Hoffnung braucht einen langen Atem – der Ökumenische Kirchentag als Meilenstein auf dem Weg der Ökumene". Dennoch seien der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) als Initiatoren des Ökumenischen Kirchentags in Berlin Realisten geblieben und hätten die Durchführung des Kirchentags nicht an eine gemeinsame Abendmahlsfeier gebunden. Da die katholische Kirche auf einer von Christus festgelegten Grundordnung beruhe, könne sie einen so wesentlichen Schritt wie die gemeinsame Abendmahlsfeier nicht gegen die weltweite Gemeinschaft ihrer Kirche gehen, gab Meyer zu bedenken. "Würden wir dies in Deutschland versuchen, so hätten wir im Ergebnis nicht mehr Einheit, sondern mehr Spaltung", so Meyer wörtlich in seiner Rede.
Der Schlüssel zu einer größeren Gemeinschaft liegt nach Meyers Ansicht darin, "den Weg der Ökumene in nie erlahmender Hoffnung" zu gehen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die großen Fortschritte, die die Ökumene in den letzten Jahrzehnten gemacht habe. Aber: Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts seien sich die christlichen Konfessionen für einen kurzen Moment schon näher gewesen als heute. Doch auch wenn sich eine Hoffnung im Leben eines Menschen nicht erfülle, könne sie dennoch weiter leben, weil andere Menschen sie teilen, sagte Hans Joachim Meyer beim Neujahrsempfang. "Die Hoffnung stirbt nicht, aber sie braucht einen langen Atem."
Zum zweiten Mal hatte der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim zu einem Neujahrsempfang geladen. Der Diözesanrat ist die Vertretung der Laien im Bistum und trägt Mitverantwortung für die Seelsorge. Außerdem vertritt er die Anliegen der katholischen Christen des Bistums in der Öffentlichkeit. Er handelt in eigener Verantwortung. Seine Mitglieder sind an keine Weisungen gebunden.
Dem Diözesanrat gehören 31 Vertreter aus den Dekanaten, 16 Vertreter der katholischen Verbände, 15 vom Bischof berufene Mitglieder sowie ein bischöflicher Beauftragter und Vertreter kirchlicher Berufsgruppen an. Die Amtszeit des Diözesanrats beträgt vier Jahre.