Fast ausgeglichener Haushalt 2002
Bistum Hildesheim steht aber vor großen Herausforderungen
Hildesheim (bph) Mit einem fast ausgeglichenen Ergebnis hat das Bistum Hildesheim das Haushaltsjahr 2002 abgeschlossen. In den kommenden Jahren stehe die katholische Diözese jedoch vor ernsten Herausforderungen, berichtete Finanzdirektor Helmut Müller dem Diözesan-Kirchensteuerrat bei dessen Sitzung am Samstag im Bischöflichen Generalvikariat.
"Das Jahresergebnis 2002 ist zwar nicht schlecht. Strukturelle Kostenreduzierungen haben aber nicht stattgefunden", lautete das Fazit des Finanzdirektors bei seiner Vorstellung des Jahresabschlusses. Tatsächlich hat das Bistum Hildesheim im vergangenen Jahr rund 131.223.000 Euro ausgegeben und damit etwa 900.000 Euro mehr als im Vorjahr 2001. Aber das Defizit ist weit geringer ausgefallen als erwartet. Noch im November vergangenen Jahres hatte die bischöfliche Finanzverwaltung mit einer Rücklagenentnahme von 2,4 Millionen Euro gerechnet. Tatsächlich mussten im vergangenen Jahr aber nur rund 996.000 Euro aus dem Gesparten entnommen werden. Der Antrag auf Genehmigung der Jahresrechnung wurde denn auch bei zwei Enthaltungen angenommen.
Weiterhin wurde der Kirchensteuerrat darüber informiert, dass dem hoch verschuldeten Erzbistum Berlin ein Darlehen von 1,15 Millionen Euro gewährt werden soll. Dieses Darlehen soll bis Ende 2006 zins- und tilgungsfrei bleiben und danach mit 2,5 Prozent verzinst werden.
Die allgemeinen Rücklagen des Bistums betragen Ende 2002 noch rund 27 Millionen Euro. Zu wenig, wie Finanzdirektor Müller betonte. Tatsächlich steht das Bistum in den kommenden Jahren vor erheblichen finanziellen Problemen. Die zweite und dritte Stufe der Steuerreform könnte das Bistum nach Müllers Schätzungen mindestens neun Prozent seiner Einnahmen durch Kirchensteuern kosten. Hinzu kommt die ungünstige demographische Entwicklung: Es werden immer weniger Kinder geboren und immer weniger davon getauft. "Unser Problem sind nicht die Kirchenaustritte, sondern die nicht nachwachsenden Katholiken", brachte es Generalvikar Karl Bernert auf den Punkt. Nach realistischen Schätzungen könnten in den kommenden 20 Jahren die Kirchensteuern um mindestens ein Drittel zurückgehen.
Dem stehen steigende Personalkosten gegenüber. Nennenswerte strukturelle Reduzierungen des Personals hat es im vergangenen Jahr nicht gegeben. Und es treten immer mehr Priester in den Ruhestand, für deren Versorgung Rückstellungen gebildet werden müssen. Nach einem versicherungsmathematischen Gutachten müsste das Bistum etwa 125 Millionen Euro für die ausscheidenden Priester zurückgelegt haben. Tatsächlich belaufen sich die Rückstellungen lediglich auf 32,5 Millionen Euro. Der Fehlbetrag soll in den kommenden Jahrzehnten ausgeglichen werden. Derzeit werden die Versorgungsausgaben für die Geistlichen aus dem laufenden Haushalt finanziert.
Das Bistum Hildesheim wird daher in der nächsten Zeit die weitere strukturelle Entwicklung des Bistums intensiv diskutieren. An einem ließ Generalvikar Karl Bernert keinen Zweifel: Ohne erhebliche strukturelle Einschnitte auf allen Ebenen wird es nicht gehen, denn "wer jetzt nicht die Weichen stellt, der ist bald nicht mehr."
Der Kirchensteuerrat im Bistum Hildesheim hat die Aufgabe, den Haushalt der Diözese zu beschließen und dem Bischof die Genehmigung der Jahresrechnung zu empfehlen. Er setzt sich unter anderem zusammen aus dem Generalvikar des Bistums (als Vorsitzendem), Sachverständigen, die vom Bischof berufen werden, und gewählten Mitgliedern aus den Reihen der Priester und der Laien des Bistums. Der Kirchensteuerrat tagt mindestens zwei Mal jährlich. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre.