Erklärung des Hildesheimer Bischofs Homeyer zum Kriegsausbruch im Irak
Der Kriegsausbruch im Irak bedrückt die Menschen in unserem Land und weltweit. Zuerst und zentral sehen auch wir das Leid der Menschen im Irak, insbesondere der Zivilbevölkerung. Unsere Solidarität mit dem irakischen Volk – mit Christen und Muslimen – muss jetzt und in den nächsten Wochen und Monaten in konkretem und umfassendem humanitärem Engagement greifbar und glaubwürdig sein.
Der Kriegsausbruch häuft Trümmer auf die Trümmer einer über viele Jahrzehnte gescheiterten Friedenspolitik für den Nahen und Mittleren Osten – einer Politik des gerechten Ausgleichs, der Verständigung und Versöhnung für alle Menschen der Region. Wir alle, Christen und Muslime, Europäer, Amerikaner, Irakis, Palästinenser, Israelis stehen vor den Trümmern einer gescheiterten Friedenspolitik.
Beschädigt wird durch den Kriegsausbruch aber auch die internationale Ordnung: Die Anerkennung und Geltung der UNO, die Beziehungen der Großmächte und die Beziehungen der Staaten Europas untereinander. Die Re-Nationalisierung europäischer Politik wird nicht dem Frieden dienen. Das wichtigste Friedensprojekt nach dem 2. Weltkrieg, Europa, hat Schaden genommen.
Wenn wir zum Frieden zurückfinden wollen, dann muss allen klar sein: Der Gehalt des Friedens kann nicht die stillschweigende Billigung von verbrecherischen Diktaturen und von Massenvernichtungsmitteln sein. Der Gehalt des Friedens sind Menschenrechte, Demokratie, Gerechtigkeit und kulturelle Anerkennung. Die Instrumente hierfür sind unaufgebbar: Die Anerkennung und unverrückbare Geltung der Beschlüsse der Vereinten Nationen, eine Politik der gerechten Teilhabe an der Entwicklung der Globalisierung, eine Politik der Versöhnung für die Völker des Nahen und Mittleren Ostens.
Christen stehen im Gebet für den Frieden auf. Wir laden alle Menschen ein, für den Frieden täglich in unseren Kirchen zu beten. Wenn wir so, besonders im Gebet des Kreuzwegs, den Gott und Vater aller Menschen anrufen, setzen wir das wichtigste Zeichen für das begonnene Jahrtausend: Es ist Zeit, aufzuhören zu siegen.
Dr. Josef Homeyer
Bischof von Hildesheim