Einmischen – und des Evangeliums willen
Bischof Homeyer im Hirtenbrief ruft Katholiken zu stärkerem politischen Engagement auf
Hildesheim (bph) – Zu einem stärkeren
politischen Engagement hat der Bischof von Hildesheim, Dr. Josef
Homeyer, die Gemeinden des Bistums aufgerufen. Die Gemeinde sollen sich
für fern Stehende öffnen ihre Pfarrheime für gesellschaftliche Gruppen
und Initiativen zur Verfügung stellen, heißt es einem Hirtenbrief zur
österlichen Bußzeit, der an diesem Sonntag (24. Februar) in allen
Gottesdiensten verlesen wird.
Der Bischof ermuntert die Katholiken sich in die politische Diskussion
um die Familienfreundlichkeit von Wohngebieten einzuschalten und so
"missionarisch Kirche sein". Die Weitergabe des Glaubens mache zwei
Schwerpunkte nötig: arm werden und sich öffentlich einmischen. “Wenn
wir das Evangelium bezeugen, machen wir uns arm, damit andere reich
werden. Wir geben weiter, was uns gehört, wenn wir gastfreundlich
sind", betont Bischof Homeyer im Hirtenbrief. In jeder Stadt gebe es
Initiativen und Projekte, die sich über ein geöffnetes Pfarrheim
freuen. Gerade den Bedrängten sollten die Türen weit geöffnet werden:
"Bezeugen nicht gerade geöffnete Kirchen und geöffnete Pfarreien die
offene und einladende Gemeinde?", fragt der Bischof. Und weiter: "Gibt
es nicht noch unerprobte Möglichkeiten, um an Orte, wo Menschen in Not
leben, zu gehen und dort präsent zu sein? Erfahrungen einiger Gemeinden
mit der so genannten Stadtteilarbeit ermutigen. Dies können wir aber
alles nur, wenn wir Bestehendes miteinander teilen."
Arm werden heiße auch, das kulturell Unvertraute zuzulassen. "Gerade
die, die unsere Glaubenssprache und unsere Gemeindekultur nicht kennen,
sollten eingeladen, besucht und abgeholt werden", heißt es in dem
Hirtenwort. Das Weitergeben des Evangeliums Jesu Christi, das Eintreten
für die Herrschaft Gottes geschehe zunächst und vor allem in
Beziehungen zwischen Menschen, in Familie, Nachbarschaften, Katechesen
und Gruppen aller Art, erklärt Homeyer. Darüber dürfe aber die Sendung
der Christen als öffentliches Zeugnis für das Evangelium nicht
unterschlagen werden. Dieses öffentliche Zeugnis gehe alle Ebenen
kirchlichen Handelns an: Weltkirche, Bischofskonferenzen und Bischöfe,
Verbände, Räte, Gemeinden und Dekanate.
Weiter schreibt der Bischof: "Besonders unsere Gemeinden möchte ich
ermutigen, sich verstärkt um des Evangeliums willen öffentlich
einzumischen und Anwaltschaft für die Schwächeren in unserer
Gesellschaft zu übernehmen. Es liegt wesentlich mit an uns, an unserer
Einmischung, ob unsere Wohnviertel familienfreundlich gestaltet werden,
ob die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerade für die
Schwachen ausreichend ist, ob es genügend soziale Einrichtungen gibt
wie Altenheime oder Kindertagesstätten – um nur einiges beispielhaft zu
nennen. All das sind Fragen, die unseren Glauben angehen. Wir können
uns einmischen, indem wir unsere Gemeinden auch zu Räumen offener
Auseinandersetzung und so des entschiedenen Einstehens für das
Evangelium machen."
Hinweis: Das Hirtenwort wird am 2. Sonntag der österlichen Bußzeit, 24.
Februar, in allen Gottesdiensten, einschließlich der Vorabendmesse,
verlesen. Der vollständige Text ist hier unter "Texte/Dokumente"
abrufbar.