Ein einiges Europa braucht die Kirchen
Bischof Dr. Josef Homeyer sprach vor der Tschechischen Christlichen Akademie
Hildesheim (bph) Im Prozess der Europäischen Einigung kommt den Kirchen nach Ansicht des Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer eine zentrale Bedeutung zu. Sie hätten aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen für die gesellschaftlichen Verlierer dieses Prozesses einzustehen, sagte das Bistumsoberhaupt am vergangenen Samstag bei den "Zverina-Tagen" der Tschechischen Christlichen Akademie in Prag.
Die europäischen Staaten stehen in unterschiedlichem Ausmaß vor grundlegenden Veränderungen. Zum einen wird die geringe Geburtenrate in den kommenden Jahrzehnten zu einer deutlichen Überalterung der Gesellschaft führen und damit auch den Arbeitsmarkt und soziale Sicherungssysteme berühren. Zum Zweiten ist die Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen noch lange nicht abgeschlossen. Parallel dazu stehe die Welt vor einer Sektorenverschiebung von der Industrie- zur Wissens- und Informationsgesellschaft, sagte der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer in Prag.
Nötiger denn je sei daher die gesellschaftliche Diskussion über die Gestaltung der sozialen Beziehungen in einer sich vergrößernden Europäischen Union, so der Bischof weiter. Hauptaufgabe der Kirchen in diesem Prozess ist in seinen Augen die Sorge um die Verlierer dieses Prozesses und die Förderung der gesellschaftlichen Diskussionen. Konkret sollten die Kirchen das Konzept eines europäischen Bildungswesens vorantreiben und die Begegnung von Jugendlichen aus den europäischen Ländern untereinander fördern – gerade auch mit jenen der osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten. "Die Kirche wird unterstützen, dass in diesen Debatten die Länder Ostmitteleuropas mitbeteiligt werden", schloss Dr. Josef Homeyer seinen Vortrag in Prag.
Dr. Josef Homeyer war auf Einladung der Tschechischen Christlichen Akademie nach Prag gereist. Diese Akademie veranstaltet jährlich "Zverina-Tage", die sich dem innerkirchlichen Dialog widmen. An den Zverina-Tagen beteiligt sich in der Regel ein hochrangiges Fachpublikum, darunter Theologieprofessoren und Bischöfe.