Eckpunkte 2020 verabschiedet
Hildesheimer Bischof Homeyer bringt Strukturplanung des Bistums auf den Weg
Hildesheim (bph) Mit Datum vom 15. Dezember hat der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer das Papier "Eckpunkte 2020" unterschrieben und damit in Kraft gesetzt. Diese, so wörtlich, "kurz- und mittelfristige Strukturplanung für die Diözese Hildesheim" soll die Handlungsfähigkeit des Bistums in einer langfristigen Perspektive sichern.
Gefallen ist diese Entscheidung, nachdem sich Bischof Homeyer zuvor abschließend mit dem Collegium Consultorum, dem Vorstand des Diözesanrats der Katholiken, dem Vermögensverwaltungsrat und der Hauptabteilungsleiterkonferenz im Bischöflichen Generalvikariat beraten hatte. Mehr als 260 "kritische, aufmunternde, korrigierende, ergänzende Rückmeldungen" aus Gemeinden, Gremien und von Einzelpersonen seien zuvor eingegangen, seitdem das Strukturpapier am 14. Oktober 2003 zur Anhörung an alle Institutionen und Gemeinden des Bistum verschickt worden war, schreibt Generalvikar Karl Bernert in einem Brief. Auf der Basis dieser Rückmeldungen waren die "Eckpunkte 2020" noch einmal überarbeitet und präzisiert worden. Die endgültige Fassung sieht nun unter anderem vor, dass die Bildungsstätte "Niels-Stensen-Haus" in Lilienthal-Worphausen bis Mitte April 2004 ein Konzept für die Weiterarbeit des Hauses vorlegen soll. Endgültig entschieden wird über die Zukunft des Bildungshauses dann erst im Juni 2004. Außerdem wird der Zuschuss zur Katholischen Erwachsenenbildung nicht, wie geplant, bis 2020 komplett gestrichen, sondern um 50 Prozent gekürzt.
Nach Angaben von Generalvikar Karl Bernert haben bereits mit 70 Gemeinden Gespräche über eine Zusammenlegung begonnen. Dieser Prozess soll bis zum Sommer 2004 abgeschlossen sein. Eine zweite Reihe von Zusammenführungen ist für 2006 vorgesehen. Die restlichen Gemeindefusionen sollen dann bis 2020 erfolgen. "In jedem Fall werden die Verantwortlichen vor Ort in die Entscheidungen und deren Umsetzung von Beginn an mit einbezogen", sichert der Generalvikar in seinem Brief an alle Gemeinden des Bistums zu. Die Strukturplanung "Eckpunkte 2020" sieht vor, die zur Zeit rund 350 Gemeinden des Bistums bis 2020 in etwa 120 Gemeinden zusammen zu führen.
Von den Veränderung der Gemeindestrukturen erhofft sich die Bistumsleitung neben Einsparungen auch positive Impulse für die pastorale Arbeit. So sei zum Beispiel in größeren Pfarreien das Potential an ehrenamtlichem Engagement, wie es zur Wahrnehmung der kirchlichen Aufgaben erforderlich sei, größer, heißt es in dem Planungspapier.
In seinem Brief verspricht Generalvikar Bernert, die notwendige Personalreduzierung der Beschäftigten des Bistums ohne Entlassungen erreichen zu wollen. Zugleich kündigt er aber Verhandlungen über einen Gehaltsverzicht der Mitarbeiter an. "Wir erwarten einen Vergütungsverzicht zugunsten von Arbeitsplätzen", so Bernert in seinem Brief. "Gelingt es nicht, kollektive Reduzierungen zu erreichen, sind Arbeitsplätze bedroht."
Hintergrund der Strukturplanung "Eckpunkte 2020" sind erwartete finanzielle Einbrüche in den kommenden Jahren. Nach internen Schätzungen werden die Kirchensteuereinnahmen des Bistums von derzeit rund 100,5 Millionen Euro (2003) auf etwa 70 Millionen Euro im Jahre 2020 sinken. Grund dafür ist zum einen die Steuerreform: Durch die Verschiebung von direkten zu indirekten Steuern sinkt die Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer. Zum anderen schlagen die konjunkturelle Schwäche und hohe Arbeitslosigkeit negativ zu Buche. Langfristig rechnet das Bistum zudem wegen der niedrigen Geburten- und Taufraten mit einem deutlichen Rückgang an Katholiken.
Durch die Reduzierung der Gemeindezahlen werden die Zuweisungen des Bistums an die Pfarrgemeinden um 15,1 Millionen Euro auf knapp 33,9 Millionen Euro sinken. Damit erhöhen sich die Aufwendungen pro Pfarrgemeinde von durchschnittlich 140.000 Euro auf 282.500 Euro. Allerdings werden die vergrößerten Pfarrgemeinden wesentlich mehr Gemeindemitglieder haben als heute (durchschnittlich 4.600 Gläubige statt zur Zeit 1.800 Katholiken).
Die Zahl der Mitarbeiter soll durch altersbedingtes Ausscheiden, Fluktuation und Zuordnung zu anderen Aufgaben deutlich sinken. Mittelfristig wird sich das Bistum von einem Teil seiner Immobilien trennen.
Zugleich wird die über-pfarrgemeindliche Seelsorge neu geordnet. Die Option für die Jugend wird in der Neugestaltung der Pfarreien, der Dekanate und des Bistums besonders in den Blick genommen. Die fruchtbare Kooperation mit den Jugendverbänden wird auch in den veränderten Rahmenbedingungen fortgeführt. Eine stärkere Verzahnung von Jugendarbeit und Schulpastoral wird angestrebt. Die Aufwendungen für die ausländischen Missionen und die katholischen Verbände werden mittelfristig deutlich reduziert.
Sparen muss das Bistum auch im Bildungsbereich. Die Mittel für die katholischen Schulen werden bis 2020 um etwa 20 Prozent reduziert. Während das "Forschungsinstitut für Philosophie Hannover", das "Katholische Forum Niedersachsen" und die Sozialakademie "St. Jakobushaus", Goslar, bis 2020 mit 20 bis 25 Prozent weniger Zuschüssen auskommen müssen, wird das "Bischof-Oscar-Romero-Haus" in Hannover geschlossen. Die Aufwendungen für die Familienbildungsstätten werden halbiert.
Die Verwaltungsstrukturen im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim sollen der geringeren Anzahl an Kirchengemeinden und Einrichtungen angepasst werden. Dabei prüft das Bistum auch die Möglichkeit, mit anderen Bistümern verstärkt zusammen zu arbeiten.