Der Weg in die Kirche ist nicht immer gerade
Gottesdienst von erwachsenen Taufbewerbern mit dem Hildesheimer Bischof
Hildesheim (bph) Taufe? Ist das nicht etwas für Säuglinge? Taufe – dafür entscheiden sich auch immer mehr Erwachsene. Das Bistum Hildesheim geht seit drei Jahren einen neuen Weg in der Vorbereitung solcher Taufbewerber. Am Sonntag wurden 17 von ihnen durch Bischof Dr. Josef Homeyer zur Taufe zugelassen.
Ein Italiener war es, der die Muslima Ayse aus Hameln (Name auf Wunsch geändert) zum katholischen Glauben brachte. Als die 33-Jährige den gläubigen Katholiken 1992 in Italien heiratete und dann ihre beiden Kinder katholisch taufen ließ, wuchs in ihr der Wunsch, ebenfalls katholisch zu werden. „Zu meinem islamischen Glauben hatte ich nie eine enge Beziehung und habe mich auch nur oberflächlich an die Gebote gehalten“, sagt sie heute. In Hameln bereitet sie zur Zeit gemeinsam mit anderen Frauen Kinder der Gemeinde auf die Erstkommunion am 25. Mai vor – und sich selbst auf die Taufe. Denn die Gespräche mit den Kindern über Gott dienen ihr zugleich als Taufvorbereitung. Unterstützt wird sie dabei von Gemeindereferentin Ursula Widenka, mit der Ayse regelmäßig Gespräch führt. In der Osternacht wird die junge Muslima getauft: Gemeinsam mit ihren Kindern will sie dann Ende Mai zur Erstkommunion gehen und im Herbst zur Firmung durch den Bischof.
Auch bei Chen Xi (23) war es der Partner, der den Anstoß zur Taufvorbereitung gab. Seit zwei Jahren ist sie mit einem jungen Vietnamesen zusammen, der sich zur katholischen Kirche bekennt. „Ich denke, dass man eine Partnerschaft auf einem gemeinsamen Glauben aufbauen sollte“, sagt er. So wird Chen Xi seit vergangenen November durch den Seelzer Pfarrer Johannes Lim in den katholischen Glauben eingeführt. Ein Start bei Null, denn die gebürtige Chinesin, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, gehörte bislang keiner Glaubensgemeinschaft an.
So unterschiedlich die Biographien und Wege zum katholischen Glauben – in Hildesheim kreuzten sich diese Wege am vergangenen Sonntag, als Bischof Dr. Josef Homeyer die Taufbewerber in einem Gottesdienst in der Antoniuskirche zur Taufe, Erstkommunion und Firmung in der Osternacht zuließ. Die jeweiligen Ortspfarrer werden diese Sakramente im Osternachtsgottesdienst vornehmen.
Rund 100 Erwachsene lassen sich jedes Jahr im Bistum Hildesheim taufen. Bislang war es in das Belieben eines jeden Pfarrers gestellt, wie er einem Taufbewerber das nötige Wissen mit auf den Weg in die katholische Kirche gab. Seit drei Jahren bietet das Bistum Hilfestellung für die Taufbewerber – und deren Betreuer. Kern des Programms ist eine Gruppe, die den Taufbewerber durch Gespräche in den Glauben einführt, eine so genannte Katechumenatsgruppe. Ist der Taufbewerber bereit, dieses Sakrament zu empfangen, wird er am ersten Fastensonntag vom Bischof zur Taufe zugelassen. Zuvor am gleichen Sonntag haben die Mitglieder der Katechumenatsgruppe den Taufbewerber im Gottesdienst offiziell der Gemeinde vorgestellt und von seinem Weg berichtet. „Dies hat auch Rückwirkungen auf die Gemeinde“, beobachtet Pfarrer Dr. Christian Hennecke, Leiter des Fachbereichs Verkündigung am Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim. „Für die bereits Getauften stellt sich dadurch natürlich die Frage nach ihrem eigenen Glauben!“
Hintergrund: Die Erwachsenentaufe
In der alten Kirche war die Taufe von Erwachsenen der Normalfall. Erst in späterer Zeit setzte sich die Dreiteilung in Säuglingstaufe, Erstkommunion und Firmung der Jugendlichen durch. Der Taufe der erwachsenen Katechumenen (vom griechischen katechein: mündlich unterrichten) geht in der Regel eine Taufvorbereitung voraus, das Katechumenat. Die Taufe ist kirchenrechtlich dem Bischof vorbehalten, wird jedoch regelmäßig an den Pfarrer vor Ort delegiert. Die Feier der Zulassung mit dem Bischof erinnert daran: Der Katechumenatsbegleiter stellt dem Bischof den Täufling vor und verbürgt sich für dessen Reife im Glauben. Darauf antwortet der Bischof, indem er den Kandidaten zulässt zu den Sakramenten des Christwerdens (Taufe, Firmung und Eucharistie) und den zuständigen Pfarrer mit der Taufe beauftragt.