Bolivien: Boykott chilenischer Importe gefordert
100 Jahre nach Ratifizierung des Friedensvertrages zwischen Bolivien und Chile wird die Rückforderung Boliviens nach einem Zugang zum Meer immer lauter. Der an Chile verlorene Meereszugang spielte bei den Unruhen im vergangenen Oktober, die sich an dem geplanten Gasexport durch Chile entzündeten, ebenfalls eine Rolle. (Anm. d. Red.)
oe. BUENOS AIRES, 23. Januar. In der bolivianischen Stadt El Alto haben bei Protestaktionen Angehörige indigener Gruppierungen Waren aus Chile verbrannt. Organisatoren der Protestbewegung hatten zuvor zum Boykott chilenischer Importwaren aufgerufen. Die Demonstrationen, bei denen auch eine chilenische Flagge angezündet wurde, richteten sich gegen die starre Haltung Chiles angesichts der Forderung Boliviens nach einem Zugang zum Meer. Auf Transparenten bezeichneten die Demonstranten das Nachbarland als Besetzer. Bisher verlangte der bolivianische Präsident Mesa für sein Land, das im Salpeterkrieg (1879 bis 1883) seinen Küstenstreifen an Chile verloren hat, einen Zugang zum Pazifik. Mesa hat unterdessen zum erstenmal die Möglichkeit der Einrichtung eines „Korridors“ im chilenisch-peruanischen Grenzgebiet als „vernünftige“ alternative Lösung bezeichnet. Der chilenische Präsident Ricardo Lagos erklärte sich zwar bereit, mit Mesa „über einen Weiten Themenbereich“ zu reden, hat die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen aber zur Vorbedingung gemacht. Mesa will einen solchen Schritt erst dann unternehmen, wenn eine Lösung für den Meereszugang in Sicht ist.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Januar 2004