Benediktiner für Hildesheim
Jerusalemer Abtei will Vertretung in St. Godehard gründen
Hildesheim (bph) Hildesheim bekommt wieder Benediktiner! Das Pfarrhaus der Basilika St. Godehard wird zu einer Vertretung der Jerusalemer Benediktinerabtei Hagia Maria Sion. Der Vertrag wurde am Freitag unterschrieben.
"Vor 200 Jahren sind die Benediktinermönche von St. Godehard vertrieben worden. Und heute kann ich verkünden: Sie kommen wieder!" Mit dieser Nachricht überraschte Winfried Henze, Pfarrer von St. Godehard in Hildesheim, in der heutigen Sonntagspredigt seine Gemeinde. Tatsächlich wollen Mönche der Jerusalemer Benediktinerabtei Hagia Maria Sion, vielen bekannt als Dormitio-Abtei, nach der Pensionierung von Pfarrer Henze nach Hildesheim kommen und im Pfarrhaus der Gemeinde St. Godehard am Lappenberg 12 Quartier beziehen.
Der Vertrag, welcher am Freitag vom Jerusalemer Abt Benedikt Lindemann und Pfarrer Henze in Gegenwart des Bischofs im Hildesheimer Bischofshaus unterzeichnet wurde, sieht unter anderem vor, dass die Jerusalemer Abtei im Pfarrhaus von St. Godehard eine "Vertretung" einrichtet. Während die Kirchengemeinde den Mönchen Pfarrhaus und Kircheninventar zur Verfügung stellt, werden die Benediktiner in der Basilika beziehungsweise dem ehemaligen Kapitelsaal allgemein zugängliche Gottesdienste halten; und zwar die Stundenliturgie und die tägliche Konventmesse, insbesondere die sonntägliche Eucharistie mit der Gemeinde. Darum wird mindestens einer der nach Hildesheim kommenden Mönche Priester sein. Die liturgisch engagierten Kräfte der Pfarrei, wie zum Beispiel Basilikachor, Organist, Lektoren und Ministranten, werden von den Mönchen in ihre Arbeit eingebunden, um "wertvolle Traditionen der Gemeinde zu wahren", wie es im Vertrag heißt. Die allgemeine Pfarrseelsorge wird vom jeweiligen Gemeindepfarrer übernommen, so dass die Mönche keine Planstellen im Bistum einnehmen.
Hintergrund dieser Zusammenarbeit ist der Plan des Bischöflichen Generalvikariats, die fünf Innenstadtgemeinden Hildesheims – Dom, Hl. Kreuz, St. Godehard, St. Bernward, St. Magdalenen – mittelfristig zu einer Gesamtgemeinde zusammen zu legen und von einem einzigen Pfarrer betreuen zu lassen. St. Godehard hätte dann zwar noch sein Pfarr- und Gemeindehaus, aber keinen eigenen Pfarrer mehr.
Die Jerusalemer Abtei Hagia Maria Sion wiederum suchte geraume Zeit nach einem Stützpunkt in Deutschland. Diese Abtei besteht seit rund 100 Jahren und hat deutsche Wurzeln. Viele der Mönche dort sind Deutsche. So auch Abt Benedikt Lindemann. Die deutsche Vertretung in Hildesheim soll den Mönchen die Gelegenheit geben, sich für einige Zeit vom Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu erholen, von dem auch die Abtei betroffen ist. Der Hildesheimer Stützpunkt wird den Mönchen zudem Studien ermöglichen und den Kontakt zu den deutschen Förderern der Jerusalemer Abtei erleichtern.
St. Godehard war bis zur Säkularisation vor 200 Jahren eine Benediktinerabtei. Einer der damaligen Mönche des aufgehobenen Klosters, Pater Hermann Held, hat die Basilika vor dem Abriss gerettet und wurde Gemeindepfarrer von St. Godehard. Heute gehört die Kirche dem Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds. Grundstück von Pfarrhaus und Pfarrheim sind im Besitz der Kirchengemeinde, die auch das Nutzungsrecht an dem Gotteshaus hat.