Aufruf zum Friedensgebet
An die evangelischen und katholischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen
Liebe Schwestern und Brüder,
nun ist zu unserem Entsetzen eingetreten, was viele durch Diplomatie und Gebete zu verhindern gehofft hatten. Die Sehnsucht nach Frieden, die Hoffnung auf ungeteilte Solidarität, das Eintreten für Gerechtigkeit sind im Irak und weltweit verdunkelt. Wir alle sind gescheitert: Politik und Militär, die Verantwortlichen in den USA und im Irak, in der UNO und ihren Mitgliedsnationen.
In diesem Scheitern rufen wir Gott an. Wir rufen, nicht um zu besänftigen und zu vertrösten, wir rufen, um aufzustehen für unserer Hoffnung – die Hoffnung auf eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Dabei verlassen wir uns darauf, dass Jesus Christus selbst mit seinem Ruf „Friede sei mit Euch!“ mitten unter uns ist. Er, der die Sanftmütigen und die Friedfertigen selig genannt hat, hat am Kreuz selbst Leid erfahren. Er weiß, wovon wir sprechen.
Deshalb beten wir für die Zivilbevölkerung im Irak, im Nahen und Mittleren Osten, die mit Krieg konfrontiert ist. Wir beten für die verwundeten und sterbenden Soldaten auf allen Seiten. Wir beten mit den Müttern, Vätern und allen Angehörigen, die in Angst und Trauer sind. Wir beten für die Verantwortlichen in der Politik, dass sie sich mühen um Frieden und Gerechtigkeit. Wir beten für alle Menschen, dass wir endlich aufbrechen zu Versöhnung und ungeteilter Nächstenliebe. Dieses Gebet stellt uns in die Einheit aller Christinnen und Christen in unserem Land. Wir wissen uns in unserem Gebet um Frieden auch in Gemeinschaft mit Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens in unserem Land. Solches Gebet kann ein Zeichen sein für weltweite Solidarität und den Anspruch der Gerechtigkeit, die uns zur Umkehr zum Frieden befähigt und ermutigt.
So wollen wir am Donnerstag, 20. März, um 18 Uhr die Glocken läuten und zusammenkommen zum Gebet, zu ökumenischen Gottesdiensten. Mit allen Menschen, die vor uns auf dem dunklen Weg der Menschheitsgeschichte gebetet haben, wollen wir die alten Hoffnungsworte neu sprechen:
„Dona nobis pacem – verleih uns Frieden gnädiglich!“
gezeichnet:
Dr. Josef Homeyer, Bischof von Hildesheim;
Dr. Margot Käßmann, Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers;
Dr. Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück;
Walter Herrenbrück, Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche;
Peter Krug, Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg;
Dr. Friedrich Weber, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig;
Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche;
Jürgen Johannesdotter, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe;
Heinrich Timmerevers, Bischöflicher Offizial im Oldenburgischen Teil des Bistums Münster