Aufgaben in Angriff nehmen
Bischof Dr. Josef Homeyer fordert in Silvesterpredigt ein radikales Umdenken
Hildesheim (bph) Mutige Schritte zu einer "Weltinnenpolitik", aber auch mehr Eigenverantwortung der Menschen in unserem Lande fordert der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer in seiner Predigt am Silvesterabend 2002.
Angesichts eines drohenden Krieges mit dem Irak spürt der Bischof eine "gedrückte Stimmung" am Silvesterabend 2002. Selbst wenn Deutschland sich an einem solchen Krieg nicht beteilige, werde es davon betroffen sein, so das Oberhaupt des katholischen Bistums Hildesheim. Deshalb reiche es nicht aus, "ohne uns!" zu rufen. Gefordert seien vielmehr "mutige Schritte zu einer Weltinnenpolitik, deren wichtigstes Instrument nicht Flugzeugträger, sondern die UNO ist", so Homeyer wörtlich. Wesentliche Aufgaben dieser Weltinnenpolitik sieht Homeyer darin, die Menschheit vor Massenvernichtungsmitteln, aber auch "technologischer Gewalt" durch die Gentechnik zu schützen. Ferner mahnt Bischof Homeyer bei der Weltgemeinschaft einen besseren Schutz der Natur und eine gerechtere Weltwirtschaft an: "Die Politik gegen den Irak wäre glaubwürdiger, wenn nicht gleichzeitig Afrika links liegen gelassen würde", heißt es in seiner Silvesterpredigt.
Besorgt äußert sich der Hildesheimer Bischof zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Gesellschaft. Die soziale Marktwirtschaft ist in Homeyers Augen marode geworden. Angesichts niedriger Wachstumsraten, hoher Arbeitskosten und eines "erschreckend schlechten" Erziehungs- und Bildungssystems kommt Homeyer zu dem Schluss: "Wir sind nicht mehr das Wirtschaftswunderland, wir leben vielmehr über unsere Verhältnisse."
Hilfe verspricht sich das Bistumsoberhaupt von einem Bewusstseinswandel in der Bevölkerung. Auf der Basis eines christlichen Menschenbildes müsse die deutsche Gesellschaft der "staatlich garantierten Vollkaskoversicherung" widersprechen und dafür die Eigenverantwortung der Bürger fördern. Aufgabe des Staates sei es, die Rahmenbedingungen für mehr Eigenverantwortung zu setzen; Das heiße zum Beispiel auch, die Bildungs- und Arbeitschancen zu verbessern. Nach Homeyers Ansicht solle die Gemeinschaft nur dann eintreten, wenn der Einzelne überfordert ist.