Was macht ein Mobilitätsmanager?

(Nachhaltig) Nachgefragt #36

In unserer Reihe „Nachhaltig nachgefragt“ stellen wir die Mitglieder des Umweltteams im Bistum und ihre Themenschwerpunkte vor. Heute sprechen wir mit Mobilitätsmanager Lutz Schaper über seine Aufgaben, Visionen und Ziele. 

Herr Schaper, das Wort Mobilität ist in aller Munde. Worum geht es bei diesem Thema?

Mobilität ist viel mehr als eine Umstellung der Antriebsart vom Verbrenner- auf Elektromotor. Dies ist natürlich ein sehr wichtiger Teilaspekt, um aus den CO2-verursachenden fossilen Brennstoffen auszusteigen. Aber grundsätzliche Probleme wie Platzmangel oder hohe Unfallzahlen bleiben dennoch erhalten. Es geht im Grunde darum, Städte lebenswerter, freundlicher und attraktiver zu gestalten und aufzuzeigen, dass Alternativen vorhanden sind, die weiter ausgebaut werden müssen. So lassen sich Fahrten etwa durch Fahrgemeinschaften bündeln und der Verkehr reduzieren.

Was macht ein Mobilitätsmanager überhaupt?

Als Mobilitätsmanager benötige ich zuallererst Zahlen und Daten, um den Status Quo zu kennen. Erst mit dieser Kenntnis können wir Ziele definieren und Lösungen erarbeiten. Zurzeit beschäftige ich mich damit, die Kilometer-Leistungen des Fuhrparks auszuwerten. Ich erhalte also Rückschlüsse auf die Auslastung der Fahrzeuge. Daraus folgend kann eine Optimierung des Einsatzes erzielt werden. Ich schaue also zum Beispiel die Fahrtenbücher unserer Pool-Fahrzeuge an und sehe daran, wie oft sie ausgeliehen und wieviel Kilometer insgesamt mit den Autos gefahren wurden. So kann ich feststellen, wie die Pkw ausgelastet sind. Zudem beschäftige ich mich damit, wie Dienstreisen mit Bus, Bahn und dem Rad zurückgelegt werden können. Dabei habe ich unser Nachhaltigkeitsziel "Schöpungsgerecht 2035" immer im Blick: Diesem Ziel wollen wir Stück für Stück näherkommen.

Das Bistum wurde mit dem BGV vom ADFC 2022 als erstes Bistum bundesweit als fahrradfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet. Wie wichtig ist diese Zertifizierung?

Diese Auszeichnung ist ein toller Nebeneffekt. Damit werden wir bestimmt auch als Arbeitgeber attraktiver. Die Zertifizierung zeigt, dass wir mit vielen kleineren und mittleren Maßnahmen eine generelle Verbesserung für Radfahrende erzielen. Deshalb haben wir auch aus dem Stand die Auszeichnung in Silber erhalten. So sind die Räder der Mitarbeitenden sicher untergebracht, seitdem wir einen abschließbaren Fahrrad-Stellplatz auf dem Domhof haben. Bei der im kommenden Jahr anstehenden erneuten Zertifizierung gilt es den Status in Silber mindestens zu behalten. Wenn durch die weitere Optimierung und Verbesserung die Auszeichnung in Gold dabei herauskommt, würde ich mich sehr freuen. Die ersten Planungen hierzu sind bereits im Gange. So wird es zukünftig regelmäßige Fahrradchecks geben. Auch für die neu anfangenden Kolleginnen und Kollegen bereiten wir ein kleines Starterpaket vor, damit sie gleich wissen, wo sich die kleine Fahrradwerkstatt im BGV befindet, wie sie ein Job-Fahrrad leasen oder wen sie bei Fragen rund um das Rad ansprechen können.

Planen Sie die Einführung eines Jobticket für die Mitarbeitenden?

Das Jobticket ist ein vielfach gefordertes und aus meiner Sicht sinnvolles Instrument, um mehr Kolleginnen und Kollegen für die Nutzung von Bus und Bahn zu motivieren – und auch um die Attraktivität als Arbeitgeber hochzuhalten. Die Einführung des Deutschlandtickets als Jobticket ist hervorragend geeignet, um auch im privaten Bereich häufiger öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Ich bin sehr froh, dass es dazu erste Treffen mit der Personalleitung, Vertretern der KODA und mir gegeben hat. Alles andere, wann, wie und ob das Ticket eingeführt wird, wird sich in Zukunft zeigen.

Welche Entwicklung würden Sie sich wünschen? Wird es in Zukunft etwa keine Parkplätze mehr am Domhof geben?

Ich würde mich freuen, wenn der Umweltverbund, also die Anbindung mit Bus, Bahn und dem Rad, so gut wären, dass so gut wie niemand mit dem Auto zur Arbeit kommen müsste. Aber realistisch betrachtet gibt es Menschen, die auf das Auto angewiesen sind. Der Parkraum ist begrenzt und an manchen Tagen (zu) stark ausgelastet. Auch hier ist mein Ansatz, mehr Anreize zu schaffen, um Bus, Bahn und Rad zu nutzen. Tatsächlich fallen die Parkplätze auf dem Domhof allerdings gar nicht in meinen Arbeitsbereich. Hierfür sind die Zentralen Dienste zuständig.

Wie unterstützen Sie die Gemeinden rund um das Thema Mobilität?

Für die Gemeinden ist zunächst ein Förderprogramm zum Ausbau von Fahrradabstellanlagen geplant. Das kann hoffentlich zeitnah publik gemacht werden. Auch geht es darum, mit den Gemeinden aktiv ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dafür bin ich immer gerne Ansprechpartner.
Außerdem überlegen wir, für die Nachhaltigkeitsthemen Biodiversität, Fördermittel und Mobilität gemeinsame Veranstaltungen auch im Rahmen des Zukunftsräume-Prozesses anzubieten. Hier sind gerade die Kriterien des Zukunftsräume-Prozesses um Nachhaltigkeitskriterien ergänzt worden. Mit Veranstaltungen vor Ort können wir konkret aufzeigen, was alles möglich ist und wo das Umweltteam des Bistums unterstützen kann.

Ihre Stelle ist auf zwei Jahre befristet. Was haben Sie sich für diese Zeit vorgenommen?

Zwei Jahre sind keine große Zeitspanne, wenn man bedenkt, wie lange einzelne Prozesse dauern. Ich habe eine Liste mit circa 20 Maßnahmen, Tendenz steigend, die ich gerne umsetzen möchte. Wenn ich es schaffe, die Hälfte zu realisieren und für die andere Hälfte die ersten Schritte eingeleitet zu haben, dann wäre ich mit meiner Bilanz sehr zufrieden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Cornelia Hanne, Referentin für Interne Kommunikation.